Den iriver H320 mit 20GB Festplatte habe ich schon seit einigen Jahren, und von Anfang an nutze ich ihn mit Rockbox, nachdem ich die Vorzüge dieses alternativen "Betriebssystems" für DAPs schon auf einem Sansa e280 schätzen gelernt habe. Die Installation von Rockbox war sowohl auf dem Sansa als auch auf dem H320 selbst auf der Kommandozeile von Linux sehr einfach. Heute gibt es den sehr ausgereiften Installer, der einem praktisch alles abnimmt.
Inzwischen ist der DAP allerdings ein wenig in die Jahre gekommen, selbst die Website von iriver führt ihn nicht mal mehr unter old players. Sozusagen Steinzeithardware
Das wird natürlich auch an Festplatte und Akku deutlich: Die HD zeigte immer mehr Lese- und Schreibfehler, und der Akku wird durch die dauernde Beanspruchung natürlich auch nicht besser. Zum Schluss waren mit Rockbox vielleicht noch 8 oder 9 Stunden Laufzeit möglich, am Anfang waren es ca. 16 Stunden.
Angesichts der schwächelnden Akku-Leistung kommt eine neue Festplatte nicht in Frage. Sie wäre zwar relativ preiswert, aber da die Toshiba MK2004GAL wohl nur noch als Lagerware zu haben ist und damit dann selbst als "Neu"ware schon einige Zeit auf dem Buckel hätte, kommt nur ein adäquater Ersatz in Frage. Verzicht auf bewegliche Teile, energieeffizient, leise, schnell: Eine CompactFlash-Karte bietet sich geradezu an, weil der DAP einen 50-poligen ATA-Anschluss hat und es wirklich günstige Adapter auf CF-Karte gibt. Für meinen habe ich gerade mal 3€ bezahlt. Kam direktemang aus China, dauerte 5 Wochen, und funktioniert. Ist bei 1 zu 1 Verdrahtung aber auch keine besondere Leistung.
Zu der Modifikation muss gesagt werden, dass
1. die originale iriver-Firmware mit einer CF-Karte nichts anfangen kann. Um Rockbox überhaupt auf dem DAP starten zu können, muss aber die mit einem bootloader für Rockbox gepatchte Firmware von der iriver-Firmware aus gelesen und dieser damit geflasht werden können. Mindestens dafür ist also die alte HD noch nötig!! Daher muss der bootloader vor diesem Umbau auf dem DAP gelandet sein. Auch die übrigen nötigen Dateien für Rockbox sollten schon auf der CF-Karte installiert worden sein.
EDIT: Aus irgendeinem Grund tut es die iriver-Firmware jetzt doch mit der CF-Karte. Anfangs ging das nicht. Was da nun genau geschehen ist, weiß ich nicht, ich habe nichts an irgendwelchen Einstellungen in der OF verändert. Das einzige, was gestern geschah ist, dass die Batterie im laufenden Rockbox-Betrieb zu Ende ging und der Player sich ausschaltete. Danach war die Benutzung der CF-Karte mit der OF kein Problem mehr, auch Rockbox funktioniert weiterhin, auch wenn der erste - und nur der! - Start von Rockbox nach dieser Veränderung fast 5 Minuten dauerte. Und noch etwas seltsames: Die OF findet auf der CF-Karte gelöschte Dateien, aber auch nicht alle, nur die zuletzt gelöschten. Sehr kurios, das Ganze...
2. längst nicht alle CF-Karten funktionieren. Ich habe hier eine alte 512MB 'allround' von extreMemory und eine neue 16GB 120x 'HyperSpeed' von takeMS, die sehr gut laufen. Eine 32GB 300x von CnMemory, eine 32GB 120x von takeMS und eine 32GB 133x von Transcend dagegen wurden vom Rockbox bootloader nicht richtig erkannt. Liegt wohl an einem bug, dessen Beseitigung sich aber momentan als zu aufwändig oder unmöglich erweist. Hier muss ich mich mal bei allen Händlern bedanken, die die Karten anstandslos zurückgenommen haben.
3. alles natürlich auf eigene Gefahr geschieht! Bei mir funktioniert alles, aber wie leicht passiert irgendwas...
Der eigentlich Umbau
Nun denn, frisch ans Werk. Gebraucht wird nur noch ein kleiner Schraubendreher, der Adapter und die CF-Karte.
Zuerst einmal die 5 Schrauben an den Seiten des Players mit einem passende Schraubendreher entfernen und dabei darauf achten, dass die lütten Dinger sich nicht in eine Raum-Zeit-Falte aufmachen. (Die beiden Schrauben neben den USB-Anschlüssen sind ca. doppelt so lang wie die anderen 3, beim Zusammenbau unbedingt darauf achten!)Anschließend mit einem Fingernagel die Fuge zwischen Rückseite und Mittelteil ringsum erweitern und die Rückseite vorsichtig abheben. Die ganzen Plastiknasen sollten erhalten bleiben!Jetzt ist der Akku zu sehen, der natürlich mit Bedacht behandelt werden sollte. Er lässt sich Richtung USB-Buchsen und zur Seite wegklappen. Das blaue Distanzgummi mit dem Metallrahmen beim Festplattenanschluss lässt sich leicht abheben.Darunter kommt die Festplatte zum Vorschein, die es auszuwechseln gilt. Sie lässt sich gut anheben, dabei leicht und vorsichtig etwas ruckeln und ziehen, damit sich die Pins aus dem Anschluss lösen.Nun den CF-Adapter rechtsbündig ganz auf die Pins aufschieben, so dass PIN1 am Adapter auf den ersten Pin des HD-Steckers zu liegen kommt (siehe Bild). Eventuell stört dabei die kleine Plastiknase am Adapter, diese dann eventuell wegknipsen oder -feilen.Jetzt die CF-Karte einsetzen, Rückseite wieder aufstecken, Schrauben reindrehen, anschalten, fertig.Nun kommt der Moment der Wahrheit: Einschalten. Bei mir sieht das nach einem nur wenige Sekunden dauernden lautlosen Bootvorgangs so aus:
Natürlich gibt es noch eine Menge anderer Themes für Rockbox, aber ich hab mir halt mein eigenes gebastelt.Zu guter Letzt noch der "Beweis", dass der DAP tatsächlich von einer CF-Karte läuft:Ich habe jetzt zwar nur noch 16 statt 20 GB Platz auf dem Teil, dafür hat er jetzt eine Laufzeit von mehr als 20 Stunden.
Mission accomplished