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01. Jan 2012

Ein Internetradio

Wie die vorhandene Macke abhanden kam

Nach langer Überlegung und langem Suchen nach dem richtigen Radio bin ich vor ein paar Wochen endlich fündig geworden. Die Anforderungen an so ein Ding waren wahrscheinlich auch nicht gerade die kleinsten:
Es sollte ohne weiteres ogg-Vorbis Streams und -Dateien abspielen können, nicht allzu klapperig klingen, einigermaßen gut konfigurierbar und möglichst unabhängig von irgendwelchen mehr oder minder dubiosen Internetportalen sein, deren Internetsender-Linklisten in ein paar Monaten oder Jahren nicht mehr aktualisiert werden.

Herausgekommen ist - tadaaaaa:

Internetradio Kodean iR810

Ein Kodean iR810, erstanden bei Amazon.

Wie sich herausstellen sollte, würde ich mit dem Händlier ein wenig mehr zu tun bekommen, und an dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Toersche von der E-Lektron GmbH für seine Zeit und Mühe bedanken, die er investiert hat. Von mir gibt es für ihn 5 Sterne.

Das Radio bekam ich nach ein paar Tagen zugeschickt. Beim Auspacken war ich in zweierlei Hinsicht überrascht.
1. "So klein??" Tja, ich hatte nicht auf die Größenangaben bei Amazon geachtet. Ja, das Radio ist nicht allzu groß.
2. "Ganz schön schwer..." Ich hatte eher ein leichtes China-Plastikteil erwartet, dass mit einer dünnen "Holz"(MDF)-Schicht verkleidet ist, aber der Korpus erwies sich als wirklich ziemlich massiv und schwer.

Nun ja, also ran ans Netz, die paar Einstellungen für's WLAN krieg ich auch ohne die ohnehin etwas dünne aber trotzdem vollständige deutsche(!) Bedienungsanleitung hin. Gesagt, getan, WPA2 wird erfreulicherweise unterstützt. Und da ich auf einen DHCP-Server in unserem Netz verzichte, durfte ich auch sämtliche Netzwerkeinstellungen per Hand vornehmen, was gut und einfach per Fernbedienung möglich war. Es wäre auch mit den Knöpfen am Radio gegangen, aber das stellte sich als langiwerig heraus.
Ich suchte dann aus der schon auf dem Radio vorhandenen Linkliste einen Sender heraus und wollte was hören. Und was soll ich sagen? Es folgte die dritte Überraschung des Abends, der Klang:
Niemals im Leben nicht hätte ich vermutet, dass aus so einem kleinen Ding so ein Klang herauskommen könnte. Das Radio füllt im mittleren Lautstärkebereich unsere ganze Wohnung mit unverzerrter Musik oder klar verständlicher Sprache. Toll!

Also weiter im Text. Der beworbene eingebaute Webserver. Funktioniert der auch wirklich? Dieser Webserver war auf meiner ganzen Suche ein Alleinstellungsmerkmal für dieses Radio und einer der Hauptgründe, warum ich mich für's Kodean entschied, und er läuft! Auf den Seiten des Radios kann ich die meisten Einstellungen vornehmen, die für das Radio wichtig sind. Und - am allerwichtigsten - die URLs von Internetradiosendern lassen sich DIREKT eingeben. Keine Abhängigkeit von anderen Internetinhalten! GEIL!
Aber laufen denn auch die ogg-streams vom Deutschlandfunk? Oh ja, sie laufen, anstandslos und zu meiner großen Freude. Auch das Fußballradio 90elf geht ohne Probleme ;-)
Und da das Radio auch noch meine ziemlich große Werkstatt mit vernünftigem Klang versorgen kann steht Samstagnachmittagen in der Werkstatt bei spannenden Fußballreportagen nix mehr im Weg!

Bis hierher war ich mit dem Radio mehr als zufrieden, aber es kann ja noch mehr: Flugs mal mediatomb auf der sheeva installiert (Linux - speziell Debian - ist einfach klasse!) und meine gesamte Musik scannen lassen, wollte ich eh schon immer mal von der Liste streichen. Ja, und auch das macht das Radio mit links. Der Wechsel von einem Titel zum nächsten dauert manchmal zwar ein wenig (1-2 Sekunden), aber das ist verschmerzbar. Alles, was ich hier an mp3 und ogg habe wird anstandslos wiedergegeben.

Und nun komm ich mal zum Punkt: Das Radio soll nämlich auch als Wecker dienen können, es lassen sich sogar 2 Weckzeiten programmieren. Und ein anständiger Wecker in der heutigen Zeit holt sich die Zeit selber. Entweder per Funk als "Atomuhr" oder per RDS-Signal im FM-Radio oder über das Internet. Das Radio sollte mindestens letzteres können, versagt aber kläglich, ohne Angabe von Fehlermeldungen.

Hier kommt Herr Toersch das erste Mal ins Spiel, nach kurzer Problemschilderung hatte ich innerhalb kürzester Zeit eine Firmware-Datei, die seiner Erfahrung nach funktionieren sollte. Da ein Update über den Webserver des Radios kein Problem ist, war auch schnell klar, dass auch diese firmware das gleiche Problem hat:

Es wird nämlich über das NTP-Protokoll immer der gleiche Server in Hongkong (IP 137.189.11.180) nach der Zeit gefragt, und leider antwortet der überhaupt nicht, wie mir das nette Programm wireshark zeigte. Tja, und nun?

2. Einsatz Hr. Toersch: Kein Problem, er nähme das Radio problemlos zurück.
Das aber wollte ich nun gar nicht, hatte ich doch eigentlich, was ich wollte, bis auf die Zeit.

Und jetzt wird's interesant: Auf der Suche nach einer Lösung bin ich über einen thread im Hackerboard gefallen, in dem jemand schon mal auf dem Weg war etwas an der Firmware zu verändern. Nach kurzem Beschnuppern haben wir uns zusammengetan, einiges an Informationen hinzugeholt (Auf dem Radio läuft ucLinux, die Hardware schimpft sich Blackfin, die firmware stammt von Skytc Ltd.) - u.a. von Mike Frysinger, der die Scripte zum entpacken des in der Firmware enthaltenen U-Boot-Images zur Verfügung stellte - und kurzerhand das Radio gerootet. Aus dem Ganzen wurde die Software "PimpMyRadio", zu finden bei SourceForge. Dort sind auch modifizierte Firmwaredateien vorhanden, die es ermöglichen mit telnet auf das Radio-Linux zuzugreifen und die andere NTP-Server nach der Zeit fragen. In den jeweiligen READmes sind die Veränderungen aufgezeigt. Außerdem sind wir in der Lage die auf dem Radio vorhandenen Programme neu zu kompilieren und zu integrieren. Lediglich für den Austausch des Kernels fehlt uns noch der Mut.

Kurz: Jetzt ist das Radio so, wie ich es mir vorstelle.

Auf dem Weg zur Software ist mit meinem Radio irgendetwas passiert, was ich nicht wirklich erklären kann. Nach dem Flashen einer minimal veränderten Firmware verweigerte es vollständig seinen Dienst. Kein normaler Start, kein Failsafe-Start. Das ist nicht mit den Veränderungen an der Firmware zu erklären. Nach einigen Tagen vergeblicher Versuche gab ich auf und wollte auf Auftritt Nr. 3 von Herrn Troesch eingehen: Rückabwicklung des Kaufs. Vor dem Verpacken noch ein letzter Versuch das Radio wieder in Betrieb zu nehmen, weiß der Geier woher ich diesen Gedanken hatte. Und es lief wieder, als ob nichts gewesen sei.
Der Unterschied zu meinen vorherigen Wiederbelebungsversuchen bestand in der Länge der Trennung von der Stromversorgung. Nach 3 h ging nix, nach 24 h lief es wieder.

Was da jetzt zugeschlagen hat, weiß ich nicht. Ein Fehler im Flash, ein Zähler für die Updates, kosmische Strahlung... Egal, es geht wieder. Aber vielen Dank nochmal ausdrücklich an E-Lektron für das Angebot der Rücknahme.

Wer jetzt noch Fragen hat, kann gerne mailen. In den Downloads hier im BierderLOG gibt es ein Image, in dem lediglich die Zeitabfrage verändert ist. Benutzung auf eigene Gefahr!

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